Unter Beteiligung der Österreichischen Gesellschaft für Neurorehabilitation (OeGNR; federführend Prim. Kranz, Prim.a Pucks-Faes) wurde die Leitlinie „Therapie des spastischen Syndroms“ (Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, DGN; Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation, DGNR) überarbeitet.
Diese fokussiert auf optimierten und aktualisierten Empfehlungen zur Behandlung spastischer Bewegungsstörungen („spastic movement disorder“, SMD), wobei folgende Inhalte den Kern der Leitlinie abbilden:
1) Die SMD erfordert eine individuelle, zielgerichtete Therapieplanung. Dabei sollte ein umfassendes Assessment durchgeführt werden, um funktions- oder alltagsrelevante Einschränkungen, das Risiko von Sekundärkomplikationen wie Kontrakturen oder Schmerzen sowie spezifische Behandlungsziele zu identifizieren. Die Wirksamkeit der Maßnahmen muss regelmäßig evaluiert werden.
2) Nicht-medikamentöse Therapien umfassen gerätegestützte Bewegungsprogramme (z. B. Gangtraining, aktive Bewegungstherapie), Mobilisation, Lagerung zur Reduktion des Muskeltonus und Vermeidung von Kontrakturen sowie innovative Ansätze wie Kinesiotaping, Elektrostimulation oder transkranielle Stimulation. Ergänzende Therapien wie Vibration und Stoßwellentherapie können ebenfalls helfen, Spastizität zu reduzieren und Funktionen zu verbessern.
3) Medikamentöse Behandlungen setzen orale Antispastika oder Botulinumtoxin (BoNT A) ein, wobei BoNT A bevorzugt zur gezielten Behandlung fokaler oder segmentaler Spastik genutzt wird. Bei schweren Formen können intrathekales Baclofen oder chirurgische Verfahren wie Neurotomien oder Sehnenverlängerungen erwogen werden. Die Auswahl der Therapie orientiert sich am Nutzen-Risiko-Verhältnis, der individuellen Verträglichkeit und dem angestrebten Behandlungserfolg.
4) Die Therapiekoordination sollte idealerweise in spezialisierten Zentren mit interdisziplinären Teams erfolgen, um verschiedene Behandlungsmethoden zu integrieren. Regelmäßige Kontrolltermine gewährleisten eine kontinuierliche Anpassung der Therapie. Digitale Anwendungen können die Eigeninitiative der Patienten unterstützen.
5) Therapieentscheidungen sollten stets patientenorientiert sein und darauf abzielen, Spastizität zu mindern, aktive Funktionen zu fördern und Sekundärkomplikationen zu verhindern. Hierbei sind sowohl physikalische als auch medikamentöse Ansätze notwendig, die je nach Indikation kombiniert werden können. Der langfristige Erfolg hängt maßgeblich von einer genauen Überwachung und Anpassung der Maßnahmen ab.
Die Leitlinie wird zeitnahe unter https://dgn.org/leitlinien frei abrufbar zur Verfügung stehen.